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Chancen der künstlichen Intelligenz im Gesundheitswesen

Auf dem DRG|FORUM 2025 zeigte Physiker und KI-Experte Philipp Häusser, welche Chancen Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen bietet. KI könne Routineaufgaben übernehmen, etwa EKGs auswerten, Arztbriefe verfassen oder Bilddaten analysieren. Voraussetzung dafür seien allerdings gut aufbereitete und ausreichend vorhandene Daten.

Ein Zukunftsbeispiel sei die Agentic AI: Systeme, die etwa Notrufe analysieren, Symptome erkennen und passende Maßnahmen einleiten. Damit könnten Prozesse wie die Triage automatisiert und Notaufnahmen entlastet werden.

Häusser warnt jedoch vor einer digitalen Spaltung. Viele Menschen drohten, den Anschluss zu verlieren. Daher sei es umso wichtiger, KI spielerisch zugänglich zu machen. Sein Rat an Kliniken: Sie sollten wiederkehrende, zeitintensive Aufgaben identifizieren und dort KI gezielt einsetzen. KI kann das Personal unterstützen, aber nicht ersetzen. Austausch und Wissensteilung sind entscheidend für den Fortschritt.

Künstliche Intelligenz in der Praxis - Beispiel: clinalytix Medical AI

Der Berliner Klinikkonzern Vivantes hat nach intensiven Tests die KI-Anwendung clinalytix Medical AI von Dedalus HealthCare in die klinische Routine integriert, zunächst für die Erkennung von Sepsis und Delir.

Im Zentrum steht der praktische Nutzen für Anwender und Patienten. Dabei verfolgt Vivantes einen prozessbasierten Ansatz: Erst wird der Bedarf im Behandlungsprozess identifiziert, dann wird die passende technologische Lösung gesucht - nicht jede Innovation muss zwangsläufig KI sein.

Die Integration der KI erfolgte schrittweise:

  • Zunächst interne Abstimmung mit ärztlichen Leitungen
  • Validierung durch Tests im Hintergrund, um die Vorhersagekraft der Algorithmen zu prüfen
  • Qualitative Bewertung durch Ärzte, die Feedback zu den KI-Warnungen gaben

Nach erfolgreicher Evaluierung wurden Anfang 2024 die Sepsis-KI flächendeckend und die Delir-KI in ausgewählten Abteilungen eingeführt. Zur Unterstützung der Anwender wurden Informationsmaterial, eine Intranetseite und ein E-Learning-Programm bereitgestellt.

Vivantes profitiert bei der Umsetzung von einem einheitlichen Krankenhaus-Informationssystem (KIS) ORBIS und einer klaren Digitalstrategie, die Technologie und Prozessoptimierung verbindet.

Potential ist groß, flexible Rahmenbedingungen sind notwendig

Lothar Wieler, Leiter am Hasso-Plattner-Institut (HPI), sieht großes Potenzial für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen. Auf dem Digital Health Innovation Forum betonte er, dass KI präzisere und schnellere Analysen ermögliche, was wiederum zu effizienterer Information und früheren präventiven Maßnahmen führe. Besonders in der Prävention sei KI hilfreich, da sie eine zielgruppengenaue Ansprache unter Berücksichtigung kultureller und sozialer Faktoren ermögliche. Durch die Vernetzung und Auswertung verschiedenartiger Daten verbessere KI die Aussagekraft prädiktiver Analysen.

Ariel Dora Stern, ebenfalls vom HPI, sprach sich für eine stärkere Zusammenarbeit von Forschung, Politik und Wirtschaft aus, um flexible Rahmenbedingungen für die sich wandelnde Gesundheitslandschaft zu schaffen.

Wieler äußerte zudem Sorge über die Kürzungen in der US-Forschungslandschaft, die Innovationen gefährden könnten. Konkret verwies er auf Mittelkürzungen bei US-Universitätskliniken, wie etwa der renommierten Johns Hopkins University. Stern sieht darin aber auch eine Chance, indem europäische Institutionen US-Forschern Unterstützung und neue Netzwerke bieten könnten.

Mehr zum Thema KI im Gesundheitswesen

In unserem mibeg Lunchtime Talk  beleuchtete Saban Ünlü, CEO von netTrek GmbH & Co. KG, praxisnah, wie KI-Anwendungen den Arbeitsalltag im Krankenhaus unterstützen können und gab Impulse für die Zukunft. Sehen Sie sich jetzt die Aufzeichnung der Veranstaltung an.

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