Leitfaden „Wege zur Anerkennung“

Für Menschen, die ihre Ausbildung oder Studium im Ausland abgeschlossen haben, ist oft ein Anerkennungsprozess notwendig, bevor sie in Deutschland in ihrem Beruf arbeiten dürfen. Dieser Prozess kann auf den ersten Blick komplex erscheinen – doch mit guter Vorbereitung, Geduld und den richtigen Informationen ist er gut zu bewältigen. 

Im Leitfaden „Wege zur Anerkennung“ beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Anerkennungsverfahren in Deutschland.

#5 Was ist die Fachsprachprüfung?

Für Ärzt:innen, Apotheker:innen und weitere Gesundheitsberufe aus dem Ausland ist der Weg zur Berufsausübung in Deutschland mit einigen formalen Anforderungen verbunden. Eine der wichtigsten Stationen dabei ist die Fachsprachprüfung.

Wir geben einen Überblick darüber, wann die Fachsprachprüfung notwendig ist, welches Ziel sie verfolgt, wie sie aufgebaut ist und welche Möglichkeiten es gibt, sich optimal darauf vorzubereiten.

Wann ist die Fachsprachprüfung notwendig?

Wer seinen Berufsabschluss im Ausland erworben hat und in Deutschland in einem reglementierten Gesundheitsberuf arbeiten möchte – zum Beispiel. als Ärzt:in oder Apotheker:in – braucht eine Approbation. Dafür muss zunächst ein Antrag auf Anerkennung bei der zuständigen Stelle gestellt werden.

Ein zentraler Bestandteil dieses Anerkennungsverfahrens ist der Nachweis ausreichender Sprachkenntnisse. Während allgemeine Sprachzertifikate wie B2 oder C1 nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER) eine wichtige Grundlage darstellen, reichen sie für die Berufsausübung im Gesundheitswesen nicht aus.

Denn im Arbeitsalltag sind nicht nur grammatikalisch korrekte Sätze wichtig, sondern auch die Fähigkeit, medizinische/pharmazeutische Fachbegriffe korrekt zu verwenden, Patient:innen- und Kund:innengespräche zu führen und fachlich präzise zu kommunizieren. Deshalb ist es vor der Ausübung des Berufs mit Berufserlaubnis oder Approbation notwendig diese Sprachkenntnisse in einer Fachsprachprüfung auf dem Niveau C1 Medizin nachzuweisen.

Die Prüfung wird meist bei der zuständigen Landesberufskammer - z.B. Landesärztekammer oder Landesapothekerkammer- abgelegt. 

Kurz gesagt:

  • Allgemeine Sprachkenntnisse auf dem Niveau B2 sind die Voraussetzung für die Anmeldung zur Fachsprachprüfung
  • Fachsprachprüfung ist notwendig, um die Berufserlaubnis oder Approbation zu erhalten.

Ziel der Fachsprachprüfung

Die Fachsprachprüfung verfolgt ein zentrales Ziel: Sicherstellen, dass internationale Fachkräfte sprachlich in der Lage sind, eine sichere und qualitativ hochwertige Patient:innenversorgung zu gewährleisten.

Das bedeutet konkret:

  • Patient:innen verstehen medizinische Informationen und fühlen sich ernst genommen.
  • Kolleg:innen im Team werden klar und eindeutig informiert.
  • Dokumentationen sind fachlich korrekt und verständlich.

Die Fachsprachprüfung ist daher keine reine Sprachprüfung. Es geht darum, ob die Prüflinge in realistischen beruflichen Situationen sprachlich angemessen handeln können.

Wichtig: Es wird nicht bewertet, ob die medizinische Diagnose oder Behandlung korrekt ist. Bewertet wird nur die sprachliche Kompetenz in der Situation.

Das Ziel ist berufliche Sicherheit: Patientensicherheit, Teamarbeit und eine funktionierende Kommunikation im Gesundheitswesen.

Aufbau der Fachsprachprüfung

Die genaue Gestaltung der Fachsprachprüfung kann je nach Bundesland und Berufskammer leicht variieren. Meist besteht die Prüfung aus mindestens drei Teilen:

  1. Arzt-Patienten-Gespräch bzw. Anamnesegespräch
    • Der Prüfling führt ein Gespräch mit einer Patientin oder einem Patienten (oft von Schauspielpatient:innen dargestellt).
    • Ziel: Die Krankengeschichte erheben, Beschwerden verstehen, Nachfragen stellen, medizinische Informationen erklären.
    • Bewertet wird: Verständlichkeit, Empathie, Fachwortschatz und Struktur.
  2. Fachsprachliche Dokumentation
    • Im Anschluss erstellt der Prüfling eine schriftliche Dokumentation (z. B. einen Arztbrief oder ein Dokumentationsbogen).
    • Ziel: Wichtige Informationen präzise und fachlich korrekt wiedergeben.
    • Bewertet wird: korrekte Fachterminologie, Struktur, Rechtschreibung und Ausdruck.
  3. Fachgespräch mit Kolleg:innen
    • Der Prüfling stellt den Fall einem/einer Fachkolleg:in vor (die Prüfer:innen übernehmen diese Rollen) und es werden weitere fachliche Fragen gestellt.
    • Ziel: Relevanten Informationen weitergeben, Sachverhalte einordnen, Fachfragen beantworten.
    • Bewertet wird: Richtigkeit, logische Darstellung, Sicherheit im Fachvokabular.
       

Die Prüfung dauert in der Regel zwischen 60 und 90 Minuten und wird von Fachprüfer:innen (z.B. Ärzt:innen oder Apotheker:innen) durchgeführt.

Vorbereitung auf die Fachsprachprüfung

Viele internationale Fachkräfte stehen bei der Vorbereitung auf die Fachsprachprüfung vor ähnlichen Herausforderungen.

Häufige Probleme

  • Zeit- und Kostendruck: Viele haben nur kurze Lern- und Vorbereitungszeiten, weil sie schnell arbeiten möchten oder finanzielle Belastungen haben.
  • Fehlende allgemeine Sprachkenntnisse: Das Sprachniveau B2 ist oft nicht stabil genug, um sicher weiter zu lernen.
  • Zu wenig Fachsprache: Die berufs- und fachbezogene Sprache wird nicht ausreichend vertieft.
  • Kaum Übung mit echter ärztlicher Sprache: Die Orientierung an authentischen Kommunikationssituationen im medizinischen Alltag fehlt häufig.
  • Medizinische Wissenslücken: Teilweise bestehen größere Lücken im Fachwissen, was vor allem die Kommunikation mit Kolleg:innen erschwert.

Die Fachsprachprüfung ist anspruchsvoll, aber mit der richtigen Vorbereitung gut machbar. Wichtig ist die Kombination von Sprachkompetenz und Fachwissen. Um diese Schwierigkeiten zu überwinden, helfen vor allem gezielte Fachsprachkurse, praxisnahe Übungen wie Rollenspiele oder Fallbesprechungen sowie Hospitationen im klinischen Alltag. Auf diese Weise lassen sich Sprachkompetenz und medizinisches Fachwissen Schritt für Schritt sicher verbinden. 

Tipps zur Vorbereitung:

Grundlagen festigen: Allgemeines Sprachniveau

  • B2-Niveau in allgemeinem Deutsch ist die Basis.
  • Grammatik, Wortschatz und Hörverständnis sollten sicher beherrscht werden.

Fachsprachliche Kurse besuchen

Spezialisierte Kurse zur Vorbereitung auf die Fachsprachprüfung bereiten gezielt auf die Prüfung vor. Dort werden typische Gesprächssituationen trainiert, Fachbegriffe erlernt und die schriftliche Dokumentation geübt. 

Wie wähle ich den richtigen Vorbereitungskurs aus?
Es ist wichtig einen individuell geeigneten Kurs zur Vorbereitung auf die Fachsprachprüfung auszuwählen. Hierzu können folgende Fragen eine Orientierung geben:

  • Welche Seminarangebote stehen mir zur Verfügung?
  • Welcher Lerntyp bin ich?
  • Wird Präsenzunterricht geboten?
  • Stehen mir Fachdozent:innen zur Verfügung? Werde ich über deren Qualifikation informiert?
  • Hat die Bildungsorganisation langjährige Erfahrung? Ist sie zertifiziert?
  • Gibt es umfassende Informationen auf der Website?
  • Werden kostenfreie Informationsveranstaltungen angeboten?
  • Werde ich gut über Seminargebühren informiert (Muss ich für Selbstlernphasen „zahlen“, 
    bietet mein Vertrag Kündigungsmöglichkeiten, z.B. bei Arbeitsaufnahme)?

Realistische Prüfungssituationen üben

Simulationen sind ein zentraler Bestandteil der Vorbereitung:

  • Rollenspiele mit Patient:innen
  • Schreibübungen (z. B. Arztbrief, Dokumentationsbogen)
  • Mündliche Fallbesprechungen mit Kolleg:innen

Fachvokabular erweitern

Besonders wichtig ist der fachliche Wortschatz – von Symptomen („Schwindel, Übelkeit, Kribbeln“) über Krankheitsbilder („Diabetes mellitus, koronare Herzkrankheit“) bis hin zu typischen Formulierungen im Patientengespräch („Können Sie mir bitte genauer beschreiben…?“).

Dokumentation trainieren

Die schriftliche Dokumentation von Anamnesen oder Therapieverläufen ist für viele Prüflinge die größte Hürde. Hier hilft es, mit Vorlagen zu üben und Feedback von Dozent:innen oder Kolleg:innen einzuholen.

Praktische Erfahrung im beruflichen Alltag sammeln

Wer bereits im Rahmen einer Hospitation arbeitet, kann den beruflichen Alltag aktiv zum Spracherwerb nutzen. Jede Visite, jeder Bericht und jedes Gespräch mit Kolleg:innen, Patient:innen oder Kund:innen ist eine wertvolle Übung.

Fazit

Die Fachsprachprüfung ist ein entscheidender Schritt für internationale Fachkräfte im Gesundheitswesen, um in Deutschland arbeiten zu können. 

Kurz zusammengefasst:

  • Wann notwendig? Für alle ausländischen Fachkräfte im Gesundheitswesen, die eine Berufserlaubnis oder Approbation beantragen.
  • Ziel? Patientensicherheit, klare Teamkommunikation, professionelle Dokumentation.
  • Vorbereitung? Sprachkurse, Fachsprachtraining, Simulationen, gezieltes Vokabular lernen und praktische Erfahrung.

Die Fachsprachprüfung stellt sicher, dass Ärzt:innen, Apotheker:innen und andere Gesundheitsberufe nicht nur fachlich, sondern auch sprachlich in der Lage sind, eine sichere Patientenversorgung zu gewährleisten.

Mit Engagement, Geduld und der richtigen Vorbereitung ist die Fachsprachprüfung gut zu meistern – und sie öffnet die Tür zu einer erfolgreichen beruflichen Zukunft im deutschen Gesundheitswesen.

Die mibeg-Institute bieten verschiedene Seminare zur Vorbereitung auf die Fachsprachprüfung für Ärzt:innen und Apotheker:innen an, die Sie gezielt auf die verschiedenen Prüfungsteile vorbereiten. Den Unterricht gestalten erfahrene Fachdozent:innen - vorwiegend Ärzt:innen bzw. Apotheker:innen.

 

 

Hier finden Sie weitere Informationen zu unseren Seminaren:

Kompakte Vorbereitung Fachsprachprüfung Medizin
Umfassende Vorbereitung Fachsprach- und Kenntnisprüfung Medizin
Kompakte Vorbereitung Fachsprachprüfung Pharmazie

 

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Cecile Polzin

Cecile Polzin ist Projektleiterin bei den mibeg-Instituten und Expertin für Erwachsenenbildung und Weiterbildung. Mit mehrjähriger Erfahrung in der Konzeption und Umsetzung von Bildungsangeboten für ausländische Ärzt:innen bringt sie fundiertes Fachwissen und praxisnahe Perspektiven in ihre Arbeit ein. 

Heute liegen ihre Schwerpunkte in der Entwicklung neuer Bildungsformate, im Qualitätsmanagement sowie in der Beratung von Anerkennungsverfahren für internationale Fachkräfte.