Arzt mit I-Pad im HIntergrund und medizinische Symbole im Vordergrund zur Verdeutlichung der digitalen Transformation im Krankenhaus

Digitalisierung im Krankenhaus: Fortschritte und Herausforderungen im Überblick

Die Digitalisierung der deutschen Krankenhäuser hat in den vergangenen Jahren spürbare Fortschritte gemacht. Laut der zweiten Erhebung des Digitalradar Krankenhaus stieg der digitale Reifegrad von 33,3 Punkten im Jahr 2021 auf 42,5 Punkte im Jahr 2024 - ein Zuwachs von 27 Prozent. Der Digitalradar wurde als Folge des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) eingeführt, das seit 2020 rund 4,3 Milliarden Euro in Digitalisierungsprojekte investiert hat. Über 90 Prozent der Kliniken beteiligten sich an der Erhebung. 

Große Unterschiede zwischen Digitalisierungsbereichen

Trotz aller Fortschritte bestehen weiterhin große Unterschiede zwischen den verschiedenen Digitalisierungsbereichen. So zeigten sich bei der Patientenpartizipation und Telemedizin nur geringe Fortschritte, obwohl erstere immerhin das schnellste relative Wachstum verzeichnete. Die besten Ergebnisse wurden in den Bereichen Informationsaustausch, klinische Prozesse sowie organisatorische Strukturen erzielt, wobei besonders öffentliche Träger punkten konnten.

Die Studienmacher betonen, dass es neben zentralen Datenstrategien auch individuelle Strategien je Klinik brauche. Digitalisierung sei nicht nur eine technische, sondern auch eine organisatorische Herausforderung. Der Digitalradar diene dabei als strategische Orientierungshilfe. Trotz der positiven Entwicklung sieht Volker Amelung vom INAV noch viel Nachholbedarf im internationalen Vergleich. Für einen weiteren Digitalisierungsschub seien stärkere Investitionen durch die Kliniken selbst notwendig - eine reine Verantwortung des Staates sei dies nicht.

Auch international sind Fortschritte erkennbar: Im Vergleich zum „Electronic Medical Records Adoption Model“ (EMRAM) konnten deutsche Kliniken ihre Position verbessern. Während 2021 noch knapp 69 Prozent in der untersten Stufe 0 lagen, sank dieser Anteil bis 2024 auf 56 Prozent. Die höheren Reifegrade werden jedoch bislang kaum erreicht, nicht zuletzt weil sie auf externen Bewertungen basieren.

Ausbau der technischen Infrastruktur notwendig

Ein zentraler Punkt bleibt der Ausbau der technischen Infrastruktur. Auf dem Future Health Day der Telekom wurde deutlich, dass viele Einrichtungen - wie das Uniklinikum Cottbus - intensiv an neuen Datenstrukturen arbeiten. Ziel ist unter anderem die Integration aller Gesundheitsakteure in eine gemeinsame Plattform. Österreich ist hier mit der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) weiter, während in der Schweiz das elektronische Patientendossier kaum genutzt wird.

Eine moderne IT-Infrastruktur allein reicht jedoch nicht aus. Entscheidend ist auch die Einbindung des gesamten Klinikpersonals in den digitalen Wandel. In Deutschland stehen zudem wichtige Weichenstellungen bevor, etwa beim Ausbau der elektronischen Patientenakte (ePA) und der Einführung der Telematikinfrastruktur 2.0 (TI 2.0). Dazu sollen sichere Kommunikationsmittel wie der TI-Messenger beitragen, mit dem sich Gesundheitsberufe untereinander sowie mit Patientinnen und Patienten vernetzen können.

Die Krankenkassen sehen großes Potenzial in Künstlicher Intelligenz. Erste Anwendungen werden bereits getestet, beispielsweise zur Impfberatung oder zur Genehmigung von Anträgen. Voraussetzung dafür sei jedoch eine hohe Datenqualität, die oft noch verbessert werden müsse. Das Bundesgesundheitsministerium setzt daher verstärkt auf Interoperabilität und eine bessere Nutzung vorhandener Daten. Der Wille zur Datennutzung sei im Gesundheitswesen inzwischen deutlich gewachsen - womöglich sei künftig ein „Datennutzungsbeauftragter“ statt eines Datenschutzbeauftragten gefragt.

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