Die Bundestagswahl 2025 ist entschieden, und die neue Bundesregierung steht vor großen Herausforderungen – insbesondere im Gesundheitswesen. Während Themen wie Wirtschaft, Klimapolitik und innere Sicherheit den Wahlkampf dominierten, spielte die Gesundheitspolitik nur eine untergeordnete Rolle. Dies wirft die Frage auf, ob und in welcher Form dringend notwendige Reformen umgesetzt werden.
Trotz gravierender Probleme – von der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung über den Fachkräftemangel bis hin zu überlasteten Krankenhäusern – fanden gesundheitspolitische Themen kaum Beachtung in den Wahlprogrammen und TV-Debatten. Experten hatten im Vorfeld gefordert, die steigenden Gesundheitskosten und den Pflegenotstand stärker zu thematisieren, doch diese Anliegen wurden weitgehend ausgeklammert. Nun wächst der Druck auf die neue Regierung, die drängenden Herausforderungen anzugehen.
Mit dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eine überfällige Reform angestoßen, indem er eine bundesweit einheitliche Krankenhausplanung nach Leistungsgruppen einführte. Doch während die strukturelle Neuausrichtung der Krankenhäuser in Angriff genommen wurde, bleibt die Finanzierung ungelöst. Um Klinikschließungen zu vermeiden und eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen, sind dringende Nachbesserungen erforderlich.
Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), fordert schnelle tragfähige Kompromisse: „Die Sicherung der hochwertigen Versorgung muss oberste Priorität haben.“ Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) drängt darauf, die Patientensteuerung und Notfallversorgung zu überarbeiten.
Die Finanzierung des Gesundheitssystems steht vor einem Wendepunkt. Steigende Kosten für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erfordern nachhaltige Konzepte. Der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbandes fordert eine klare Strategie: „Es braucht eine stabile Finanzierung und eine solidarische Gesundheitsversorgung für alle.“
Ein möglicher Ansatz wäre eine stärkere Beteiligung von Privatversicherten an der Finanzierung der GKV. Doch hier gehen die Meinungen der Parteien weit auseinander. Während SPD und Grüne eine solidarische Bürgerversicherung favorisieren, setzt die Union auf eine Beibehaltung des dualen Systems.
Deutschland hinkt in Sachen digitale Gesundheitsversorgung international hinterher. Zwar setzte das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) wichtige Impulse, doch es fehlt eine langfristige Digitalisierungsstrategie.
Während CDU und FDP Bürokratie abbauen und die Dateninfrastruktur verbessern wollen, setzt die SPD auf digitale Dokumentation, Telemedizin und KI. Die Grünen betonen patientenzentrierte Lösungen, während Linke und BSW Datenschutzaspekte in den Fokus rücken. Die AfD hingegen lehnt eine umfassende Digitalisierung weitgehend ab und setzt auf analoge Alternativen. Experten sind sich jedoch einig: Ohne eine datenschutzkonforme Digitalisierung bleibt eine nachhaltige Verbesserung der Patientenversorgung aus.
Die Gesundheitsbranche kämpft mit einem eklatanten Fachkräftemangel. Eine Reform der Arbeitsbedingungen in der Pflege ist unumgänglich. Verbände und Kassen fordern eine schnelle Regierungsbildung und klare Reformen. Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), betont: „Professionelle Pflege ist das Fundament eines funktionierenden Gesundheitssystems.“
Neben besseren Löhnen und Arbeitsbedingungen sind innovative Versorgungskonzepte erforderlich. Telemedizin, digitale Pflegeunterstützung und Automatisierung könnten Entlastung schaffen, müssen jedoch politisch gefördert und finanziell unterstützt werden.
Die Erwartungen an die neue Bundesregierung sind hoch. Eine stabile und innovative Gesundheitsversorgung ist essenziell für die Gesellschaft. Es braucht klare Entscheidungen in der Krankenhausfinanzierung, Digitalisierung, Pflege und Systemfinanzierung. Die politischen Akteure stehen in der Pflicht, diese zentrale Aufgabe entschlossen anzugehen.
Diese Weiterbildungen könnten Sie interessieren:
Intensivseminar Krankenhausleitung für Pflegedirektor:innen
Intensivseminar Krankenhausleitung für Ärztliche Direktor:innen und Chefärzt:innen
Intensivseminar Krankenhausmanagement