Ein Laptop liegt auf einem Ausdruck mit Statistik und Auswertungen auf dem Schreibtisch eines Verantwortliichen im Medical Controlling und Belegungsmanagement

Die elektronische Patientenakte (ePA): Ein Meilenstein für die Digitalisierung im Gesundheitswesen

Die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens erreicht mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) einen entscheidenden Wendepunkt. Seit dem 15. Januar 2025 erhalten alle gesetzlich Versicherten automatisch eine ePA – es sei denn, sie widersprechen aktiv. Dieses Projekt, das seit Langem als Schlüssel zur Effizienzsteigerung und verbesserten Patientenversorgung gilt, startet zunächst in einer vierwöchigen Testphase in drei Modellregionen: Hamburg mit Umland, Franken (Bayern) und Nordrhein-Westfalen.

Die Einführung der ePA markiert einen Neustart, nachdem das Angebot seit seiner ersten Einführung im Jahr 2021 nur wenig genutzt wurde. Mit dem Wechsel zu einem Opt-out-System, bei dem alle automatisch eine ePA erhalten, soll die Nutzung signifikant gesteigert werden. Bundesweit werden über 70 Millionen elektronische Patientenakten erwartet. Ziel ist es, durch die digitale Dokumentation die Effizienz in der Gesundheitsversorgung nachhaltig zu erhöhen und eine bessere Patientenpartizipation zu ermöglichen.

Die ePA wird von Anfang an zentrale Gesundheitsdaten wie Medikationspläne, Befunde und Laborwerte speichern. Ärzt:innen erhalten Zugriff auf diese Informationen, wenn die elektronische Gesundheitskarte des Patienten eingelesen wird. Dieser Zugriff ist jeweils auf 90 Tage begrenzt und unterliegt strengen Datenschutzvorschriften. Zusätzlich wird ab Sommer 2025 die Nutzung pseudonymisierter Daten für Forschungszwecke möglich sein – mit der Option, dieser Nutzung zu widersprechen.

Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zeigt: Die ePA genießt bereits vor ihrem flächendeckenden Einsatz große Zustimmung. Mehr als drei Viertel (79 Prozent) der Befragten halten die Akte für sehr sinnvoll oder eher sinnvoll. Dabei liegt die Zustimmung bei Männern (82 Prozent) etwas höher als bei Frauen (75 Prozent). Ein Großteil der Befragten (87 Prozent) sieht in der ePA vor allem den praktischen Nutzen, alle wichtigen Dokumente – von Befunden bis zu Medikationsplänen – immer griffbereit zu haben.

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hebt die immense Bedeutung der ePA hervor. Prof. Uwe Janssens, Generalsekretär der DIVI, betont: „Wer widerspricht, gefährdet möglicherweise die eigene Versorgung und Gesundheit.“ Besonders in Notfällen könnten entscheidende Informationen wie Medikationspläne oder Diagnosen fehlen, wenn keine digitale Akte vorliegt. „Eine umfassende digitale Dokumentation würde die Versorgung sicherer und effizienter machen“, so Janssens weiter.

Trotz der grundsätzlichen Akzeptanz der ePA gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Laut einer Umfrage vertrauen zwar 76 Prozent der Befragten darauf, dass Ärzt:innen sorgsam mit ihren Daten umgehen, doch 51 Prozent haben Angst vor digitalen Angriffen auf ihre Gesundheitsdaten. Diese Besorgnis unterstreicht die Notwendigkeit, die Sicherheitsstandards der ePA transparent zu kommunizieren und kontinuierlich zu verbessern.

 Die Sicherheit der sensiblen Gesundheitsdaten hat oberste Priorität. Die Daten werden auf Servern in Rechenzentren im Inland gespeichert, und jeder Zugriff wird protokolliert. Trotz der Bedenken des Chaos Computer Clubs versichert Gesundheitsminister Karl Lauterbach, dass die Daten sicher vor Hackern sind. Die für die ePA verantwortliche TI-Betreibergesellschaft Gematik arbeitet kontinuierlich an der Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen, einschließlich der Protokollierung aller Zugriffe und der Überwachung von Anomalien im Zugriffsmuster. Zudem wird geprüft, wie der Zugang zu den Daten durch mehrstufige Authentifizierungsverfahren und weitere technische Sicherheitsmechanismen besser abgesichert werden kann.

Die Einführung der ePA markiert einen wichtigen Schritt in der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Sie soll helfen, verstreute Daten zusammenzuführen und eine bessere Behandlung zu ermöglichen. Zudem bietet die ePA auch der Forschung neue Möglichkeiten, indem pseudonymisierte Daten für Forschungszwecke genutzt werden können.

Die Pilotphase in den Modellregionen wird zeigen, ob das System im realen Betrieb stabil läuft und sicher ist. Ob der Rollout planmäßig Mitte Februar erfolgen kann oder eine Verlängerung der Testphase notwendig wird, hängt von den kommenden Wochen ab. Bis dahin bleibt der Fokus auf der Behebung von Schwachstellen und der Vorbereitung auf den bundesweiten Einsatz der ePA.

Weiterbildung: Mit uns die digitale Transformation gestalten

Die erfolgreiche Nutzung der ePA ist ein entscheidender Treiber für die digitale Transformation im deutschen Gesundheitswesen. Diese stellt in der jüngeren Geschichte eine der größten und tiefgreifendsten Veränderungsprozesse dar: Bestehende Arbeitsprozesse werden infrage gestellt, Berufsbilder werden verändert, Innovationsprozesse werden beschleunigt. Hierdurch wird ein grundsätzlicher Kulturwandel eingeleitet. Aus diesem Grund haben die mibeg-Institute in Zusammenarbeit mit führenden Expert:innen die Weiterbildung "Digitale Transformation im Krankenhaus“ speziell für Fach- und Führungskräfte im Gesundheitswesen entwickelt. 

Sie bietet Ihnen das notwendige Wissen, um eine Digitalstrategie zu entwickeln und nachhaltig umzusetzen. Profitieren Sie von praxisnahen Inhalten, renommierten Expert:innen und einem starken Netzwerk, das Sie langfristig unterstützt.

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