Leitfaden „Wege zur Anerkennung“ 

Für Menschen, die ihre Ausbildung oder Studium in Deutschland abgeschlossen haben, ist oft ein Anerkennungsprozess notwendig, bevor sie in Deutschland in ihrem Beruf arbeiten dürfen. Dieser Prozess kann auf den ersten Blick komplex erscheinen – doch mit guter Vorbereitung, Geduld und den richtigen Informationen ist er gut zu bewältigen. 

Im Leitfaden „Wege zur Anerkennung“ beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Anerkennungsverfahren in Deutschland.

#1 Was ist die berufliche Anerkennung? 

Die berufliche Anerkennung in Deutschland bezieht sich auf den Prozess, durch den ausländische Qualifikationen, Abschlüsse und Berufsqualifikationen in Deutschland offiziell anerkannt werden. Diese Anerkennung ermöglicht es den Personen, ihre Fachkenntnisse und Fähigkeiten in einem neuen Land oder in einer neuen Branche einzusetzen und beruflich weiterzukommen.

In Deutschland wurde die Anerkennung ausländischer Qualifikationen mit dem Anerkennungsgesetz von 2012 weiter vereinfacht. Das Gesetz ermöglicht es, dass ausländische Abschlüsse und Qualifikationen überprüft und mit den deutschen Standards abgeglichen werden. Wird eine Gleichwertigkeit festgestellt, erhalten die Personen eine Anerkennung ihrer beruflichen Qualifikation, was den Zugang zu bestimmten Berufen ermöglicht.

Die Anerkennung ermöglicht nicht nur die Integration in den Arbeitsmarkt, sondern auch die Verbesserung der beruflichen Mobilität und die Förderung von Fachkräften. Besonders für ausländische Fachkräfte ist die Anerkennung ihrer Abschlüsse oft ein unverzichtbarer Schritt, um in Deutschland arbeiten zu können.

In Deutschland ist die Zuständigkeit für die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen auf die zuständigen Anerkennungsstellen verteilt, die je nach Bundesland und Berufsfeld variieren können. Diese Stellen prüfen die eingereichten Unterlagen und vergleichen sie mit den deutschen Qualifikationsanforderungen. 

Der Prozess der Anerkennung kann je nach Beruf und individueller Situation unterschiedlich sein. In einigen Fällen kann eine Gleichwertigkeit festgestellt werden, während in anderen Fällen zusätzliche Prüfungen oder Qualifizierungsmaßnahmen erforderlich sein können. 

Weicht die ausländische Ausbildung von der deutschen ab, kann durch die erfolgreiche Teilnahme der Anerkennungsprüfungen oder Qualifizierungsmaßnahmen, die Gleichwertigkeit erreicht werden.

Welche Berufe müssen anerkennt werden?

Alle ausländischen Abschlüsse können über ein Anerkennungsverfahren anerkannt werden.

Es gibt jedoch bestimmte Berufe, für die eine Anerkennung der Qualifikation erforderlich ist, um in Deutschland arbeiten zu können. Diese Berufe erfordern eine spezielle Ausbildung und sind durch gesetzliche Regelungen geschützt. Die Anerkennung stellt sicher, dass die Fachkräfte in ihrem Berufsfeld auf dem gleichen qualifizierten Niveau arbeiten können wie ihre deutschen Kolleg:innen.

Hierbei handelt es sich um sogenannte reglementierte Berufe wie z.B. die reglementierten Gesundheitsberufe Arzt:Ärztin, Apotheker:in, Pflegefachperson, Physiotherapeut:in.

Wo muss ich meinen Antrag auf Anerkennung stellen?

Der Anerkennungsprozess ist in Deutschland meist klar strukturiert. Zunächst müssen Antragsteller ihre Qualifikationen und Bildungsnachweise bei der zuständigen Stelle einreichen. Dies kann eine deutsche Kammer, ein Ministerium oder eine andere Organisation sein. Nach der Prüfung erhalten die Antragsteller eine verbindliche Auskunft darüber, ob und in welchem Maße ihre Qualifikationen anerkannt werden.

Der Antrag auf Anerkennung wird bei der zuständigen Stelle des Bundeslandes gestellt, in dem man wohnt oder arbeiten möchte. Über den Anerkennungs-Finder auf dem Informationsportal der Bundesregierung zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen, finden Sie die zuständige Stelle für Ihr Anerkennungsverfahren.

Welche Hürden gibt es bei der beruflichen Anerkennung?

Die berufliche Anerkennung in Deutschland kann mit Hürden und Herausforderungen verbunden sein, abhängig von verschiedenen Faktoren wie dem Herkunftsland, dem Berufsfeld und der individuellen Qualifikation. Einige der häufigsten Hürden sind:

  • Unterschiedliche Standards und Anforderungen: Die größte Hürde besteht oft darin, dass die Qualifikationen aus dem Herkunftsland nicht automatisch den deutschen Standards entsprechen. Dies kann dazu führen, dass zusätzliche Prüfungen, Qualifikationsmaßnahmen oder Ausbildungen erforderlich sind, um die Gleichwertigkeit herzustellen.
  • Bürokratie: Der Antragsprozess für die Anerkennung kann zeitaufwendig und komplex sein. Es erfordert das Sammeln und Einreichen von umfangreichen Unterlagen und Dokumenten, die von den zuständigen Anerkennungsstellen überprüft werden müssen.
  • Sprachliche Anforderungen: In vielen Berufen in Deutschland sind gute Deutschkenntnisse unerlässlich. Wenn Bewerber:innen nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen, kann dies die berufliche Anerkennung erschweren.
  • Kosten: Die Kosten für die Anerkennung können je nach Beruf und Verfahren variieren. Dies kann Bewerber:innen finanziell belasten, insbesondere wenn zusätzliche Prüfungen oder Qualifizierungsmaßnahmen erforderlich sind.
  • Berufsspezifische Anforderungen: Einige Berufe erfordern spezifische Qualifikationen, die schwerer anzuerkennen sind. Dies gilt insbesondere für regulierte Berufe wie Ärzt:innen, Zahnärzt:innen, Lehrer:innen und Anwälte.
  • Wartezeiten: Die Bearbeitungszeiten für Anerkennungsanträge können variieren und in einigen Fällen recht lang sein, was zu Verzögerungen bei der beruflichen Integration führen kann.
  • Mangel an Information: Ein Mangel an Informationen über den Anerkennungsprozess und die erforderlichen Schritte kann ebenfalls eine Hürde darstellen. Dies kann Bewerber:innen vor Schwierigkeiten und Unsicherheiten stellen.

Beratungs- und Unterstützungsangebote

Der Anerkennungsprozess kann komplex und langwierig sein. Glücklicherweise gibt es in Deutschland zahlreiche Beratungs- und Unterstützungsangebote, die einem zur Seite stehen. Dazu gehören:

 

Fazit: Gut vorbereitet zum Ziel

Der Weg zur Anerkennung in Deutschland ist anspruchsvoll, aber absolut machbar!

Entscheidend ist, dass man sich frühzeitig und umfassend informiert, die Unterlagen vollständig einreicht und sich auf die Prüfungen gut vorbereitet. Viele internationale Fachkräfte haben diesen Weg bereits erfolgreich gemeistert und leisten heute mit ihrer Kompetenz und Erfahrung einen entscheidenden Beitrag zum deutschen Gesundheitswesen.

 

Diese Seminare könnten Sie interessieren:
Informationsseminar "Wege zur Anerkennung"
Seminare für die Anerkennung von Gesundheitsberufen

Polzin.jpg

Cecile Polzin

Cecile Polzin ist Projektleiterin bei den mibeg-Instituten und Expertin für Erwachsenenbildung und Weiterbildung. Mit mehrjähriger Erfahrung in der Konzeption und Umsetzung von Bildungsangeboten für ausländische Ärzt:innen bringt sie fundiertes Fachwissen und praxisnahe Perspektiven in ihre Arbeit ein. 

Heute liegen ihre Schwerpunkte in der Entwicklung neuer Bildungsformate, im Qualitätsmanagement sowie in der Beratung von Anerkennungsverfahren für internationale Fachkräfte.