Warum die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse so wichtig ist
Angesichts des Fachkräftemangels sind Gesundheitsfachkräfte mit im Ausland erworbenen Abschlüssen für das deutsche Gesundheitssystem unverzichtbar. Der aktuelle Bericht des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Anerkennungsstatistik 2024 zeigt: Die Zahl der Anerkennungsverfahren in medizinischen Gesundheitsberufen erreicht neue Höchststände.
Anerkennung in Gesundheitsberufen 2024: Deutlicher Anstieg der Anträge
Im Jahr 2024 wurden 55.332 Anträge auf Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen gestellt – ein Plus von 14 % gegenüber 2023.
Ärzt:innen mit ausländischem Abschluss – zweithäufigste Antragsgruppe
Mit 10.857 Anträgen lagen Ärzt:innen 2024 auf Platz zwei der häufigsten Referenzberufe in Deutschland. Das entspricht einem Wachstum von fast 20 % im Vergleich zum Vorjahr.
• 75 % der Anträge kamen aus Drittstaaten (außerhalb EU/EWR/Schweiz).
• Häufigste Herkunftsländer: Syrien (17 %), Rumänien (5 %), Iran (5 %), Türkei (5 %), Ukraine (4 %).
Diese Entwicklung zeigt, wie stark internationale Ärzt:innen den deutschen Arbeitsmarkt prägen.
Anerkennung als Apotheker:in – dynamisches Wachstum
Auch in der Pharmazie ist die Entwicklung deutlich: 1.035 Anträge wurden 2024 gestellt – über 35 % mehr als im Vorjahr (765).
Die Anerkennung für Apotheker:innen zählt nicht zu den Top-3-Berufen, zeigt aber eine auffällige Dynamik, insbesondere durch Anträge aus Drittstaaten.
Physiotherapeut:innen – kontinuierlicher Zuwachs
Für den Beruf Physiotherapeut:in wurden 2024 1.782 Anträge verzeichnet – knapp 9 % mehr als im Vorjahr. Auch wenn die absoluten Zahlen niedriger sind, wächst das Interesse kontinuierlich. Deutschland wird zunehmend zu einem attraktiven Arbeitsort für Physiotherapeut:innen mit ausländischem Abschluss.
Herkunft der Antragsteller:innen – Drittstaaten dominieren
88 % aller Anträge stammten 2024 aus Drittstaaten. Nur jeder achte Antrag kam aus der EU, dem EWR oder der Schweiz. Die wichtigsten Herkunftsländer:
• Türkei: 6.798 Anträge (+9 %)
• Indien: 3.870 Anträge (+50 %)
• Tunesien: 3.558 Anträge (+8 %)
• Ukraine: 3.465 Anträge (+143 %)
Besonders die Zuwächse aus Indien und der Ukraine unterstreichen den Einfluss globaler Entwicklungen auf die Fachkräftezuwanderung.
Ergebnisse der Anerkennungsverfahren 2024
Insgesamt wurden 66.900 Verfahren abgeschlossen – 22 % mehr als im Vorjahr. Die Ergebnisse im Überblick:
Vor allem bei Ärzt:innen, Apotheker:innen und Physiotherapeut:innen sind Kenntnisprüfungen, Eignungsprüfungen oder Anpassungslehrgänge oft der Schlüssel zur vollen Anerkennung.
Wege zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse
Die Statistik unterscheidet drei zentrale Mechanismen:
Besonders bei Drittstaaten-Abschlüssen dominiert der Weg über Ausgleichsmaßnahmen: 80 % der vollen Gleichwertigkeiten wurden so erreicht.
Bedeutung für das deutsche Gesundheitssystem
Die Zahlen belegen: Ohne die kontinuierliche Zuwanderung und Anerkennung von Gesundheitsfachkräften mit ausländischen Abschlüssen wäre die medizinische Versorgung in Deutschland nicht aufrechtzuerhalten.
Das Anerkennungsgesetz von 2012 bleibt damit ein zentrales Instrument zur Integration internationaler Fachkräfte – und zur Sicherung der Patientensicherheit.
Ausblick: Herausforderungen und Chancen
Für die kommenden Jahre zeichnen sich drei zentrale Herausforderungen ab:
Fazit: Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse stärkt das Gesundheitssystem
Ärzt:innen, Apotheker:innen und Physiotherapeut:innen mit internationalem Abschluss sind unverzichtbar für die Gesundheitsversorgung in Deutschland. Die Anerkennungszahlen 2024 verdeutlichen nicht nur die wachsende internationale Mobilität, sondern auch den Handlungsdruck, Anerkennungsverfahren effizient, transparent und fair zu gestalten.
Mehr Informationen finden Sie im Leitfaden „Wege zur Anerkennung“ im mibeg-Magazin.
Die mibeg-Institute bieten zudem Seminare zur Unterstützung bei Ausgleichsmaßnahmen an. Nutzen Sie auch unsere kostenlose Online-Informationsveranstaltung „Wege zur Anerkennung“, die jeden Dienstag um 9.30 Uhr stattfindet.
Cecile Polzin
Cecile Polzin ist Projektleiterin bei den mibeg-Instituten und Expertin für Erwachsenenbildung und Weiterbildung. Mit mehrjähriger Erfahrung in der Konzeption und Umsetzung von Bildungsangeboten für ausländische Ärzt:innen bringt sie fundiertes Fachwissen und praxisnahe Perspektiven in ihre Arbeit ein.
Heute liegen ihre Schwerpunkte in der Entwicklung neuer Bildungsformate, im Qualitätsmanagement sowie in der Beratung von Anerkennungsverfahren für internationale Fachkräfte.