Pflegefachkraft kümmert sich um einen Patienten

Burnout - Teil 2

Burnout und Patientensicherheit

Mögliche Zusammenhänge zwischen Burnout und Patientensicherheit wurden umfangreich untersucht, hier eine Übersicht ausgewählter Artikel:

Nurse Burnout and Patient Safety, Satisfaction, and Quality of Care. A Systematic Review and Meta-Analysis (Li et al. 2024)

Ziel & Methodik
Systematische Bewertung des Einfluss on Burnout auf die Patientensicherheit, die Zufriedenheit und die Qualität der Pflege. Meta-Analyse mit 85 Studien mit 288.581 Pflegekräften aus 32 Ländern.
 

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Ergebnisse (Auszug)

  • Pflegekräfte mit Burnout zeigten einen schlechteren Sicherheitsklimawert und eine geringere Sicherheitsbewertung.
  • Es wurden häufiger nosokomiale Infektionen, Patientenstürze, Medikationsfehler und andere Zwischenfälle beobachtet.
  • Kein Zusammenhang bestand zur Länge des Krankenhausaufenthalts oder zur standardisierten Mortalitätsrate.
  • Emotionale Erschöpfung und Depersonalisation zeigten stärkere negative Effekte auf die Sicherheit als das reduzierte persönliche Leistungsgefühl.
  • Pflegekräfte mit einem Hochschulabschluss zeigten geringere negative Auswirkungen auf die Patientensicherheit.

ŽSchlussfolgerung

  • Die Studie unterstreicht den starken Zusammenhang zwischen Burnout und negativen Patientenergebnissen.
  • Arbeitsbezogene Interventionen, die auf Teamebene ansetzen (z. B. Förderung von Gemeinschaft und Anerkennung), könnten Burnout reduzieren.
  • Investitionen in die Ausbildung und Weiterbildung von Pflegekräften sowie organisatorische Maßnahmen (z. B. Verbesserung der Arbeitsbedingungen) werden empfohlen.

Quelle
JAMA Network Open. 2024;7(11):e2443059. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.43059

Exposure to Leadership WalkRounds in neonatal intensive care units is associated with a better patient safety culture and less caregiver burnout. (Sexton et al. 2014)

Ziel & Methodik
Leadership WalkRounds (WR) werden in Gesundheitseinrichtungen weit verbreitet eingesetzt, um die Patientensicherheit zu verbessern. Der Zusammenhang zwischen WR und der Einschätzung der Sicherheitskultur durch Pflegekräfte sowie deren Burnout-Risiko ist jedoch unbekannt.

Diese Querschnittsbefragung untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Erhalt von Rückmeldungen über Maßnahmen, die aufgrund von WR ergriffen wurden, und der Einschätzung der Patientensicherheitskultur sowie dem Burnout-Risiko von Beschäftigten im Gesundheitswesen. Die Studie wurde in 44 neonatologischen Intensivstationen (NICUs) durchgeführt, die aktiv an einer strukturierten Qualitätsverbesserungsinitiative im Kreißsaalmanagement teilnahmen.

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Ergebnisse (Auszug)

Von 3.294 versendeten Umfragen wurden 2.073 zurückgesandt, was einer Rücklaufquote von 62,9 % entspricht. Eine häufigere Rückmeldung zu WR-Maßnahmen war mit einer besseren Sicherheitskultur und niedrigeren Burnout-Raten in den NICUs assoziiert. Die Teilnahme an WR sowie das Erhalten von WR-Feedback waren in den NICUs weniger verbreitet als in einer Vergleichsgruppe von Erwachsenenstationen.

Schlussfolgerung

WR stehen in Zusammenhang mit Patientensicherheit und Burnout. In NICUs, in denen WR häufiger durchgeführt wurden, scheint das Arbeitsumfeld sowohl für die Versorgung als auch für das Pflegepersonal vorteilhafter zu sein.

Quelle
BMJ quality & safety. 2014. 23 (10), S. 814–822. DOI: 10.1136/bmjqs-2013-002042.

The prevalence of burnout and depression and their association with adherence to safety and practice standards: a survey of United States anesthesiology trainees. (De Oliveira et al. 2013)

Ziel & Methodik
Das primäre Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz von Burnout und Depressionen bei Anästhesie-Assistenzärzten in den USA zu ermitteln. Hypothese: Assistenzärzte mit einem hohen Risiko für Burnout und/oder Depressionen melden mehr medizinische Fehler und befolgen seltener bewährte Praktiken der Anästhesie.

Eine Querschnittsbefragung wurde an 2.773 Anästhesie-Assistenzärzte in den Vereinigten Staaten verschickt. Der Fragebogen war in fünf Abschnitte unterteilt: demografische Faktoren der Teilnehmer, Burnout (Maslach Burnout Inventory), Depression (Harvard Depression Scale), zehn Fragen zur Bewertung bewährter Praktiken der Anästhesie sowie sieben Fragen zu selbstberichteten Fehlern. Die Ergebnisse zu bewährten Praktiken und selbstberichteten Fehlern wurden zwischen vier Gruppen verglichen: hohes Burnout-Risiko, hohes Depressionsrisiko, hohes Risiko für Burnout und Depression sowie geringes Risiko für Burnout oder Depression. Paarweise Vergleiche wurden als signifikant betrachtet bei P < 0,004, und Konfidenzintervalle (CIs) wurden mit 99,6 % angegeben.

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Ergebnisse (Auszug)

Es gab 1.508 (54 %) Antworten von Assistenzärzten. Ein hohes Burnout-Risiko wurde bei 41 % (575 von 1.417) der Befragten festgestellt. Ein wöchentlicher Arbeitsumfang von über 70 Stunden, ein Konsum von mehr als fünf alkoholischen Getränken pro Woche und das weibliche Geschlecht waren mit einem erhöhten Burnout-Risiko assoziiert. Zweiundzwanzig Prozent (298 von 1.384) der Befragten wurden positiv auf Depressionen getestet. Ein wöchentlicher Arbeitsumfang von über 70 Stunden, Rauchen, das weibliche Geschlecht und der Konsum von mehr als fünf alkoholischen Getränken pro Woche waren mit einem erhöhten Depressionsrisiko verbunden. Zweihundertvierzig (17 %) der Befragten hatten ein hohes Risiko für sowohl Burnout als auch Depression, 321 (23 %) hatten ein hohes Burnout-Risiko, 58 (4 %) ein hohes Depressionsrisiko, und 764 (56 %) hatten ein geringes Risiko für Burnout oder Depression. Die mittleren Punktzahlen für bewährte Praktiken (Maximum = 30) waren bei Assistenzärzten mit hohem Burnout-Risiko (Unterschied -2; 99,6 % CI, -1 bis -2; P < 0,001) oder hohem Risiko für Burnout und Depression (Unterschied -4; 99,6 % CI, -3 bis -6; P < 0,001) niedriger als bei jenen mit geringem Risiko für Burnout oder Depression. Dreiunddreißig Prozent der Befragten mit hohem Burnout- und Depressionsrisiko berichteten über mehrere Medikationsfehler im letzten Jahr, verglichen mit 0,7 % der Befragten mit geringerem Risiko (P < 0,001).

Schlussfolgerung

Burnout, Depressionen und Suizidgedanken sind bei Anästhesie-Assistenzärzten weit verbreitet. Neben den Auswirkungen auf die Gesundheit der Assistenzärzte könnten Burnout und Depressionen auch die Patientenversorgung und -sicherheit beeinträchtigen.

Quelle
Anesthesia and analgesia. 2013. 117 (1), S. 182–193. DOI: 10.1213/ANE.0b013e3182917da9.

Nurse staffing, burnout, and health care-associated infection. (Cimiotti et al. 2012)

Ziel & Methodik
Jedes Jahr erwerben fast 7 Millionen hospitalisierte Patienten Infektionen, während sie wegen anderer Erkrankungen behandelt werden. Die Personalausstattung von Pflegekräften wird mit der Verbreitung von Infektionen in Krankenhäusern in Verbindung gebracht, doch gibt es nur wenige Belege, die diese Assoziation erklären.

Die Autoren verknüpften Umfragedaten von Pflegekräften mit dem Bericht des Pennsylvania Health Care Cost Containment Council über Krankenhausinfektionen sowie der jährlichen Umfrage der American Hospital Association. Untersucht wurden Harnwegsinfektionen und postoperative Wundinfektionen, da sie zu den häufigsten Infektionen gehören und auf jeder Station eines Krankenhauses auftreten können. Lineare Regressionsanalysen wurden verwendet, um den Einfluss von Pflegepersonal- und Krankenhausmerkmalen auf im Gesundheitswesen erworbene Infektionen zu schätzen.

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Ergebnisse (Auszug)

Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Patienten-Pflegekraft-Verhältnis und Harnwegsinfektionen (0,86; P = 0,02) sowie postoperativen Wundinfektionen (0,93; P = 0,04). In einem multivariaten Modell, das den Schweregrad der Patienten sowie Pflegekraft- und Krankenhausmerkmale berücksichtigte, blieb jedoch nur Burnout bei Pflegekräften signifikant mit Harnwegsinfektionen (0,82; P = 0,03) und postoperativen Wundinfektionen (1,56; P < 0,01) assoziiert. Krankenhäuser, in denen Burnout um 30 % reduziert wurde, verzeichneten insgesamt 6.239 weniger Infektionen, was zu jährlichen Kosteneinsparungen von bis zu 68 Millionen US-Dollar führte.

Schlussfolgerung

Wir liefern eine plausible Erklärung für den Zusammenhang zwischen der Personalausstattung von Pflegekräften und im Gesundheitswesen erworbenen Infektionen. Die Reduzierung von Burnout bei Pflegekräften ist eine vielversprechende Strategie zur Eindämmung von Infektionen in Akutkrankenhäusern.

Quelle
American journal of infection control. 2012. 40 (6), S. 486–490. DOI: 10.1016/j.ajic.2012.02.029.

Burn-out in der Anästhesie und Intensivmedizin. Gibt es ein Problem in Deutschland? (Heinke et al. 2011)

Ziel & Methodik
Angesichts der offenbar stetig steigenden Anforderungen an Anästhesisten und Intensivmediziner in Deutschland wird ein erhöhtes Burnout-Risiko im Vergleich zur allgemeinen Erwerbsbevölkerung diskutiert. Diese Debatte war bislang weitgehend spekulativ, da es an Studien fehlte, die das Burnout-Risiko von Anästhesisten mit dem der allgemeinen deutschen Erwerbsbevölkerung vergleichen. Daher war unklar, ob Anästhesisten tatsächlich einem erhöhten Burnout-Risiko ausgesetzt sind, wie oft vermutet wurde. Darüber hinaus könnten Faktoren wie Alter, Geschlecht, berufliche Position und Arbeitsumfeld – z. B. die Tätigkeit in einem Krankenhaus im Vergleich zu einer Praxis – das Burnout-Risiko beeinflussen. Ziel dieser Studie war es, zu untersuchen, ob das Burnout-Risiko für Anästhesisten in Deutschland tatsächlich höher ist als in anderen Berufsgruppen. Zudem wurden Einflussfaktoren auf das Burnout-Risiko von Anästhesisten analysiert.

Es wurden insgesamt 3.541 Fragebögen von deutschen Anästhesisten ausgewertet, die im Rahmen einer Studie zur Arbeitszufriedenheit mit dem CBI (Copenhagen Burnout Inventory, Teil des Copenhagen Psychosocial Questionnaire, COPSOQ) erhoben wurden. Neben der Berechnung des Anteils der Teilnehmer mit einem hohen Burnout-Risiko wurde ein generalisierter Burnout-Score für alle Teilnehmer berechnet. Dieser wurde mit den Daten einer repräsentativen Stichprobe aus der allgemeinen deutschen Erwerbsbevölkerung (n = 4.709) sowie einer Stichprobe deutscher Krankenhausärzte (n = 616) verglichen. Zudem wurden Untergruppen nach Geschlecht, beruflicher Position (Chefarzt, Oberarzt, Facharzt, Assistenzarzt) sowie Art und Ort der Tätigkeit (Universitätsklinik, öffentliches Krankenhaus, Privatklinik, Praxis, freiberufliche Tätigkeit) gebildet und der Anteil der Teilnehmer mit hohem Burnout-Risiko berechnet. Die Burnout-Scores dieser Gruppen wurden statistisch auf Unterschiede untersucht.

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Ergebnisse (Auszug)

40,1 % der Studienteilnehmer wiesen ein hohes Burnout-Risiko auf. Unterschiede bestanden zwischen den Geschlechtern (Männer 37,2 % vs. Frauen 46 %), den Qualifikationen (Chefärzte 28,9 %, Oberärzte 38 %, Fachärzte 41,5 %, Assistenzärzte 46,7 %) sowie zwischen der Tätigkeit im Krankenhaus (41,3 %) und in einer Praxis (33,2 %). Die Stichprobe der Krankenhausärzte (n = 616) wies einen Burnout-Score von 49 ± 19 (Mittelwert ± Standardabweichung) auf, verglichen mit 44 ± 19 in der allgemeinen deutschen Erwerbsbevölkerung (n = 4.709) und 42 ± 19 bei Anästhesisten (p < 0,01). Die höchste Belastung wurde in der Untergruppe weiblicher Assistenzärzte in der Anästhesie festgestellt (49,1 ± 19). Der Krankenhaus-Typ beeinflusste den Burnout-Score nicht (Universitätsklinik 43,8 ± 19,8 vs. öffentliches Krankenhaus 42,9 ± 19,1 vs. Privatklinik 42,4 ± 18,7; p > 0,05). Die Arbeit im Krankenhaus führte zu höheren Burnout-Werten als die Tätigkeit in einer Praxis oder freiberuflich (43 ± 19,2 vs. 38,1 ± 20,5; t(3531) = 5,0, p < 0,001).

Obwohl 40,1 % der Anästhesisten ein hohes Burnout-Risiko aufwiesen, war das Burnout-Risiko dieser Berufsgruppe insgesamt nicht höher als in anderen Berufsfeldern in Deutschland. Allerdings war das Burnout-Risiko für bestimmte Gruppen, insbesondere weibliche Assistenzärzte in der Anästhesie, erhöht. Daher sollte die Möglichkeit der Bereitstellung sozialer Unterstützung am Arbeitsplatz in Betracht gezogen werden.

Schlussfolgerung

Obwohl 40,1 % der Anästhesisten ein hohes Burnout-Risiko aufwiesen, war das Burnout-Risiko dieser Berufsgruppe insgesamt nicht höher als in anderen Berufsfeldern in Deutschland. Allerdings war das Burnout-Risiko für bestimmte Gruppen, insbesondere weibliche Assistenzärzte in der Anästhesie, erhöht. Daher sollte die Möglichkeit der Bereitstellung sozialer Unterstützung am Arbeitsplatz in Betracht gezogen werden.

Quelle
Der Anaesthesist. 2011. 60 (12), S. 1109–1118. DOI: 10.1007/s00101-011-1947-3

Burnout and medical errors among American surgeons. (Shanafelt et al. 2010)

Ziel & Methodik
Bewertung der Beziehung zwischen Burnout und wahrgenommenen schwerwiegenden medizinischen Fehlern bei US-amerikanischen Chirurgen. Mitglieder des American College of Surgeons erhielten im Juni 2008 eine anonyme, querschnittliche Umfrage. Die Umfrage umfasste eine Selbsteinschätzung schwerwiegender medizinischer Fehler, ein validiertes Depressions-Screening-Tool sowie standardisierte Bewertungen von Burnout und Lebensqualität (QOL).

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Ergebnisse (Auszug)

Von den 7.905 teilnehmenden Chirurgen berichteten 700 (8,9 %), dass sie in den letzten drei Monaten einen schwerwiegenden medizinischen Fehler begangen haben könnten. Über 70 % der Chirurgen führten den Fehler eher auf individuelle als auf systemische Faktoren zurück. Die Meldung eines Fehlers in den letzten drei Monaten zeigte eine starke, statistisch signifikante negative Korrelation mit der mentalen Lebensqualität sowie allen drei Dimensionen des Burnouts (emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und persönliches Leistungsgefühl) und mit Symptomen einer Depression. Eine Erhöhung der Depersonalisierung um einen Punkt (Skala von 0 bis 33) war mit einer 11 % höheren Wahrscheinlichkeit verbunden, einen Fehler zu melden. Eine Erhöhung der emotionalen Erschöpfung um einen Punkt (Skala von 0 bis 54) war mit einer 5 % höheren Wahrscheinlichkeit verbunden. Burnout und Depression blieben auch in einer multivariaten Analyse, die andere persönliche und berufliche Faktoren berücksichtigte, unabhängige Prädiktoren für die Meldung eines kürzlichen schwerwiegenden medizinischen Fehlers. Die Häufigkeit von Nachtschichten, das berufliche Umfeld, die Vergütungsmethode und die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden standen in der multivariaten Analyse nicht im Zusammenhang mit gemeldeten Fehlern.

ŽSchlussfolgerung

Schwerwiegende medizinische Fehler, die von Chirurgen gemeldet werden, stehen in starkem Zusammenhang mit dem Grad des Burnouts und der mentalen Lebensqualität der Chirurgen. Weitere Studien sind erforderlich, um Strategien zur Reduzierung der Belastung von Chirurgen zu entwickeln und um Unterstützung für Chirurgen nach medizinischen Fehlern bereitzustellen.

Quelle
Annals of surgery. 2010. 251 (6), S. 995–1000. DOI: 10.1097/SLA.0b013e3181bfdab3.

Counselling for burnout in Norwegian doctors: one year cohort study. (Rø et al. 2008)

Ziel & Methodik
Untersuchung der Veränderung von Burnout-Dimensionen nach einer Intervention für gestresste Ärzte sowie der Einflussfaktoren auf diese Veränderungen. Kohortenstudie mit einer Selbsteinschätzung nach einem Jahr.

Teilnehmer: 227 Ärzte, die zwischen 2003 und 2005 an einer Beratungsintervention teilnahmen.

Intervention: Beratung (entweder eintägig für Einzelpersonen oder einwöchig in Gruppen), mit dem Ziel, zur Reflexion über die persönliche Situation und individuelle Bedürfnisse der Ärzte zu motivieren.

Hauptendpunkte: Burnout-Level (gemessen mit dem Maslach Burnout Inventory) sowie Prädiktoren für eine Reduktion der emotionalen Erschöpfung, untersucht mittels linearer Regression.

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Ergebnisse (Auszug)

185 Ärzte (81 %, 88 Männer, 97 Frauen) nahmen an der einjährigen Nachverfolgung teil. Der durchschnittliche Wert für emotionale Erschöpfung (Skala 1-5) sank signifikant von 3,00 (SD 0,94) auf 2,53 (SD 0,76) (t = 6,76, P < 0,001), was vergleichbar mit dem Niveau einer repräsentativen Stichprobe von 390 norwegischen Ärzten war. Die Teilnehmer reduzierten ihre Wochenarbeitszeit um durchschnittlich 1,6 Stunden (SD 11,4). Der Anteil der Ärzte mit voller Arbeitsunfähigkeit sank erheblich von 35 % (63/182) zu Beginn auf 6 % (10/182) bei der Nachverfolgung. Parallel dazu stieg der Anteil der Ärzte, die eine Psychotherapie in Anspruch nahmen, von 20 % (36/182) auf 53 % (97/182). Insgesamt war eine Reduktion der emotionalen Erschöpfung unabhängig mit einer Verringerung der Wochenarbeitszeit assoziiert (β = 0,17, P = 0,03), unter Berücksichtigung von Geschlecht, Alter und Persönlichkeitsmerkmalen. Bei Männern war zudem eine höhere „Zufriedenheit mit der Intervention“ ein unabhängiger Prädiktor für die Reduktion der emotionalen Erschöpfung (β = 0,25, P = 0,04).

Schlussfolgerung

Eine kurzfristige Beratungsintervention könnte zur Reduktion der emotionalen Erschöpfung bei Ärzten beitragen. Diese Veränderung war mit einer verringerten Arbeitszeit für die gesamte Kohorte assoziiert und bei Männern zusätzlich durch die Zufriedenheit mit der Intervention vorhergesagt.

Quelle
BMJ (Clinical research ed.). 2008. 337, S. a2004.

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Prof. Dr. med. Andreas Becker

Prof. Dr. med. Andreas Becker ist ausgewiesener Experte für Medizinmanagement und Patientensicherheit. Er berät Einrichtungen im Ge­sundheitswesen und ist Honorarprofessor für Patientensicherheit an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen. Fast 15 Jahre war er Geschäftsführer des größten deutschen trägerübergreifenden Krankenhausverbundes.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit sind Beratung und Training zu Überfachlichen Kompetenzen und Human Factors in unterschiedlichen Branchen und Unternehmensbereichen. Dabei setzt er seine Qualifikationen und Erfahrungen aus Medizin und Luftfahrt (Human Factors Trainer nach Joint Aviation Requirements und EU OPS) ein.

Prof. Becker ist auch öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Qualitäts-, Informationssicherheits- und Risikomanagement in Krankenhäusern und medizinischen Laboratorien, Autor zahlreicher Fach­artikel und Buchbeiträge.